Franz Kafka, ein Meister des Absurden, starb am dritten Juni 1924.
Von wem wurde Franz Kafka nicht schon alles vereinnahmt, was wurde nicht alles in seine Texte hinein gedeutet. Von einem religionspsychologischen Ansatz wie dem von Max Brod bis hin zu marxistischen Deutungen. Als geistiger Erbe Kierkegaards wurde er von einigen Autoren gar angesehen. Zergliedert und zerpflückt wurde sein Werk, um den so erhaltenen Fragmenten Versatzstücke aus allen möglichen Schubladen an die Seite zu stellen.
In Peter U. Beickens Einführung in die Kafka-Forschung beispielsweise finden sich tausende verschwurbelter Sätze wie diesen hier: „Kafkas Theorie des Sozialen ist die Proklamation einer negativen Lehre, die der Erfahrung der Entfremdung und der Kritik an den bestehenden Gesellschaftsformen und am Institutionellen entspringt. Die Reduzierung des Ich auf Partialtriebe, diese Hemmung der natürlichen Bedürfnisse, der Wissensbegierde und der inneren Entfaltung durch Einschüchterung ist eine soziale Forderung, d. h. eine Notwendigkeit der sozialen Sphäre …“
Da möchte Kommissar Zaungast doch eher Hermann Hesse beipflichten, der in seinen Schriften zur Literatur ausführt: „Kafkas Erzählungen sind nicht Abhandlungen über religiöse, metaphysische oder moralische Probleme, sondern Dichtungen. Kafka hat uns weder als Theologe noch als Philosoph etwas zu sagen, sondern einzig als Dichter. Dass seine großartigen Dichtungen heute Mode geworden sind, dass sie von Menschen gelesen werden, die nicht begabt und gewillt sind, Dichtung aufzunehmen, daran ist er unschuldig.“