Klerikiller (Fortsetzung) Pater Spagatius

Der Priester, der die Messen im Kloster der rabenschwarzen Büßerinnen zelebrierte, war ein Mönch, dessen ebenmäßige Schönheit, was sowohl das Gesicht als auch den Körperbau anbetraf, etwas beinahe Teuflisches hatte in ihrer widernatürlichen Vollkommenheit. Er nannte sich Pater Spagatius. Im Konvent, dem er angehörte, nahm er eine – wenn nicht herausragende – so doch bemerkenswert auffällige Stellung ein. Er wurde von keinem der Mitbrüder geliebt; obwohl sie ihm nichts vorzuwerfen hatten, mieden die meisten seine Gegenwart, viele hegten sogar eine heimliche Furcht vor ihm. Aber die rabenschwarzen Büßerinnen verehrten diesen Mann mit einer abgöttischen Hingabe und Liebe. In Ehrfurcht versunken hingen sie an seinen Lippen, wenn er predigte oder ihnen die Beichte abnahm. Auch auf die junge Postulantin Pistazie machte dieser Mönch einen bleibenden Eindruck. Keine der Schwestern, nicht einmal die ehrwürdige Mutter Rabea, konnte sich dem geheiligten Einfluss dieses Mannes entziehen, dessen Herkunft unter einem Schleier des Geheimnisses verborgen lag, den zu lüften noch keinem Menschen vergönnt war.

Alle Nonnen, die Oberin eingeschlossen, mussten zur Beichte ungewaschen und nackt vor ihrem Beichtiger erscheinen, was folgenden, leicht nachzuvollziehenden Grund hatte: Aus der Art und Beschaffenheit des Körpergeruchs erkennen nämlich die wahren Heiligen Art und Schwere der Sünden, denn Sünden stinken. Derjenige, der diese Methode klerikaler Diagnostik am perfektesten beherrschte, war zweifellos der heilige Josef von Cupertino. Aber auch dieser adonisgleiche, rätselhafte Mönch, der zweimal die Woche das Kloster der rabenschwarzen Büßerinnen aufsuchte, um den Nonnen dort die Beichte abzunehmen oder die heilige Messe zu lesen, beherrschte diese Kunst in hohem Maße. Nachdem die Ordensfrauen ihm also ihre Sünden gebeichtet hatten, beschmierte der Beichtvater ihre nackten Leiber mit violetter Farbe, welche die Farbe der Büßer und Exorzisten ist. Manchmal mussten die Büßenden diese Farbe auch trinken, und zwar in jenen Fällen, wo der Beichtiger eine ganz bestimmte Witterung aufgenommen hatte: Das verräterische Gemisch von Ausdünstungen wilder Bestien, fauler Eier und schwefelhaltiger Quellen – den Teufelsgestank. In einem solchen Fall war dann in der Regel auch noch ein Exorzismus angesagt, praktiziert vom Pater Spagatius auf dem Nachtlager der vom Teufel verhexten Nonne, indem er mit seinem heiligsten Organ in jene eindrang.

Fortsetzung folgt