Rosenmontag. Kulminationspunkt der sogenannten fünften Jahreszeit. Die Aristokratie der Albernheit gibt sich die Ehre und promeniert im Narrengewand durch die Straßen der Städte und Dörfer. Auch Unbedarfte schließen sich an und nehmen die Geckenpos(s)e ein. Demnach stehen auf der einen Seite die Narren aus Veranlagung, die Kreuzritter wahren Humors. Dem entgegen steht der Profilierungsdrang der vielen Trittbrettfahrer, Politiker und Prominenten, die das Narrenschiff entern wollen, ohne wirklich im Fahrwasser des Humors zu segeln. Deren Lustigkeit entspringt dem Anbiederungsbestreben an das Volk, dem Bierglas oder der Schnapsflasche. Aber das Bier aus den zahlreichen Bierbrunnen ist zumeist gepanscht, abgestanden und schal und erfüllt nicht einmal die Kriterien für eine Biersuppe. Da gönnt man sich doch lieber den einen oder anderen Schluck aus der Schnapsbuddel. Und so schlittert die apollinische Ausgangshaltung vieler Menschen schnell ins Dionysische und von da ins Gewalttätige hinein, und manchmal in eine fünftägige Sauforgie.
Doch drohend steht die Sichel des muselmanischen Halbmondes am Himmel närrischer Ausgelassenheit. Und kaum jemand möchte, dass der nächste Karnevalshit lautet: Ich hört‘ ein Sichlein rauschen.