Am heutigen 14. Februar, dem Valentinstag, sollte ursprünglich an dieser Stelle die Geschichte Johnny Valentine’s erscheinen, eines geheimnisvollen Serienkillers, der es als seine Lebensaufgabe ansah, jedes Jahr zum Valentinstag ein turtelndes, frisch verliebtes Schwulenpaar zu massakrieren. Wir verschieben diesen Bericht auf den Valentinstag im nächsten Jahr. Aus gutem Grund, jedoch schlimmem Anlass befasst sich dieses Kalenderblatt statt dessen mit Lippenbekenntnissen.

Von grotesker Dürftigkeit ist die Phraseologie Betroffenheit heuchelnder Politiker, wenn es darum geht, Stellung zu nehmen zu Anschlägen, wie gestern in München einer geschehen ist. Die expressive Unbestimmtheit dieser Politiker-Äußerungen, die Invarianz ihrer Beileidsbekundigungen, das gequälte Bemühen, ihre Textbausteine mit gekünstelter Anteilnahme zu verspachteln, erfahren nach jedem erneuten Anschlag ihre triumphale Wiederkehr. Geht es aber darum, längst fällige Konsequenzen zu ziehen, dann winden sie sich in Verlegenheitskrämpfen. Noch mehr als den Zorn der Bürger fürchten sie nämlich, von den Fröschen aus dem grünen Polit-Sumpf angequakt und als Rassisten abgestempelt zu werden. Doch in parademäßigem Gebaren pilgern sie zum Ort des Anschlags, sich der Nutzlosigkeit ihrer Präsenz dort nicht einmal bewusst werdend, und geben ihre Lippenbekenntnisse zum Besten. Aber die Runzeln ihrer Gramesfalten sind ebenso synthetisch wie ihre Krokodilstränen.

Kommissar Zaungast empfiehlt den Politikern eine Wallfahrt zum Grabe des Propheten, anstatt sich jedes Mal an den Orten der Verbrechen den Mantel der Scheinheiligkeit umzuhängen.