Schlagwort: Gott

358. Kalenderblatt 24. 12. 2025

Zum Heiligabend etwas Besinnliches. Dafür aber ist Zaungast nicht zuständig. Er übergibt noch einmal das Wort an Friedrich Schlegel, einen der führenden Vertreter der deutschen Romantik:

„Jeder Begriff von Gott ist leeres Geschwätz. Aber die Idee der Gottheit ist die Idee aller Ideen.“

„Die Religion ist nicht bloß ein Teil der Bildung, ein Glied der Menschheit, sondern das Zentrum aller übrigen, überall das Erste und Höchste, das schlechthin Ursprüngliche.“

„Frei ist der Mensch, wenn er Gott hervorbringt oder sichtbar macht, und dadurch wird er unsterblich.“

„Die Religion ist schlechthin unergründlich. Man kann in ihr überall ins Unendliche immer tiefer graben.“

„Die Religion ist die zentripetale und zentrifugale Kraft im menschlichen Geiste und was beide verbindet.“

„Zur Vielseitigkeit gehört nicht allein ein weitumfassendes System, sondern auch Sinn für das Chaos außerhalb desselben, wie zur Menschheit der Sinn für ein Jenseits der Menschheit.“

341. Kalenderblatt 07. 12. 2025

Heute, am zweiten Adventssonntag, geben wir das Wort zum Sonntag an die Brüder Goncourt (Edmond und Jules)

„Wenn es einen Gott gibt, muß der Atheismus ihm wie eine geringere Beleidigung vorkommen als die Religion.“

„Es gibt Augenblicke, in denen de Sade wie eine Erklärung Gottes klingt.“

„Gott hat den Koitus erschaffen, der Mensch die Liebe.“

„Die Völker brauchen eine Gottheit, und wenn Gott ihnen fehlt, vergöttlichen sie einen Menschen, beten ihn bis in den Kot hinein an. Etwas oder jemand ist vonnöten, worunter der Geist der Menschen sich geduckt hält und worin sie verdummen.“

„Das Absurde hat in der Weltgeschichte noch die meisten Märtyrer.“

„Der Mann, der den Erfolg nicht verachtet, ist unwürdig, ihn zu haben.“

Anmerkung Kommissar Zaungasts: Wer wird bei dem letzten Satz nicht an Friedrich Merz denken?

335. Kalenderblatt 01. 12. 2025

Gottseibeiuns

Der Hüter und Bewahrer des Großsiegels vom Geschlecht der von Trottel und Taugenichts, F. M., huldigte der Ansicht, dass ein Genie seines Kalibers weder Wissen noch den Drang nach Wissen nötig hat. Zu diesem – natürlich nur aus Spießbürgersicht betrachteten – Mangel gesellte sich dann Instinktlosigkeit. Etwas in seinem Kopf, was Kommissar Zaungast nicht in der Lage ist, zu bezeichnen … wie kann man auch etwas mit einem Substantiv belegen, das nichts Substanzielles vorzuweisen hat, dieses Etwas in seinem Kopf hebelte in einem barbarischen Kraftakt die Gesetze der Logik und des Verstandes aus, um sie dem salpetrigen Gewieher geifernder Dämonenmäuler auszusetzen.

Aber wie sagte doch einst Nicolas Gomez Davila: „Ein verständlicher Gott ist kein Vertrauen erweckender Gott.“

313. Kalenderblatt 09. 11. 2025

Auf mehrfachen Wunsch zur Abwechslung mal wieder ein paar positive Gedanken in diesem Kalender. Dazu erteilen wir Nicolas Gomez Davila das Wort zum Sonntag.

„Die Vollkommenheit dessen, den wir lieben, sind keine Fiktionen der Liebe. Lieben ist im Gegenteil das Privileg, eine Vollkommenheit zu bemerken, die anderen Augen unsichtbar bleibt.“

„Weisheit beschränkt sich darauf, Gott nicht lehren zu wollen, wie man die Dinge zu tun hat.“

„In seiner äußersten Einsamkeit nimmt der Mensch erneut die Berührung unsterblicher Flügel wahr.“

„Gott ist der Name des einzigen Rätsels, dessen Entschlüsselung keine Enttäuschung wäre.“

„Menschliche Würde ist, was man sich erwirbt, indem man im Namen einer Norm gegen sich selbst kämpft. Was nicht von einem Konflikt herrührt ist animalisch oder göttlich.“

„Gott ist der Begriff, mit dem wir dem Universum mitteilen, daß es nicht alles ist.“

„Die moderne Welt kritisiert jene mit Bitterkeit, die ‚dem Leben den Rücken zukehren‘. Als ob man mit Sicherheit wissen könnte, daß dem Leben den Rücken zukehren nicht bedeutet, das Gesicht dem Licht zuzuwenden.“

111. Kalenderblatt 21. 04. 2025

War das nun Blasphemie gestern in Zaungasts Jahreskalender, den Heilsbringer der Christenheit als Stehaufmännchen zu bezeichnen?

Bedenkt man, dass Blasphemie noch bis weit in das zwanzigste Jahrhundert hinein mitten im aufgeklärten Europa als eine Straftat angesehen und dementsprechend geahndet wurde, darf man sich über religiösen Fundamentalismus in anderen Regionen unserer Welt gar nicht wundern.

Gesetzt den Fall, es gibt gar keinen Gott, dann ist der Begriff Blasphemie an sich schon gegenstandslos. ‚Aber es gibt auf jeden Fall die Idee eines Gottes‘ mag man einwenden. Gewiss, aber kann eine Idee beleidigt werden? Gewiss nicht, allenfalls der Mensch als Träger der Idee.

Gesetzt den Fall, Gott existiert tatsächlich, dann ist die Vorstellung von Blasphemie sogar noch weitaus absurder, denn Gott kann man weder lästern noch beleidigen, man kann ihn nicht einmal denken, er befindet sich jenseits all dessen, was sich in eine Vorstellung bannen lässt. So wird der Begriff Blasphemie vollends ad absurdum geführt. Gott steht jenseits dessen, was sich lästern lässt!

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