Zaungast und die fahnenflüchtige Idee (Fortsetzung)
Die Hüter der einbalsamierten Wahnideen, des für erhaben erachteten menschlichen Gedankenguts, irrten rat- und rastlos durch die finsteren Korridore ihres Luftschlosses, während ihr oberster Gralshüter bei Kommissar Zaungast weilte.
„Herr Kommissar, in unserem Hochsicherheitstrakt herrschte stets eine geradezu diktatorische Klarheit, eine Klarheit, die keinen Unterschied machte zwischen Glauben und Wissen und die nun der Anarchie des Zweifelns gewichen ist. Es werden Fragen gestellt und die Menschen beginnen zu denken.“
„Und verantwortlich für diese Anarchie ist die fahnenflüchtige Idee?“
„Das steht außer Zweifel, Herr Kommissar.“
„Aha“, sagte Zaungast, „aber damit hätten wir der Anarchie doch schon wieder wertvolles Terrain abgerungen. Auf welche Fahne hat diese Idee eigentlich ihren Eid geschworen?“
„Wir wissen ja nicht, um welche Idee es sich handelt, Herr Kommissar.“
„Na ja“, meinte Zaungast, „egal, jetzt geht es erst einmal darum, den Ausreißer zu finden. Wie Ihnen vielleicht bekannt sein dürfte, verfüge ich über ein die ganze Welt umspannendes Netz von Agenten, über … äh … ja, über Zaungäste an allen strategisch wichtigen Punkten. Meine Leute schauen über den Zaun hinweg, hinter den Zaun und unter den Zaun hindurch, das heißt also, ihnen bleibt nichts verborgen.“
„Großartig, Herr Kommissar.“
„Seien Sie also versichert, dass wir Ihre Idee finden und zurückbringen werden, oder aber unschädlich machen, je nach Charakter und Gefährdungspotenzial der Idee. Und nun muss ich Sie dringend bitten, zu verduften, damit ich unverzüglich die notwendigen Maßnahmen einleiten kann.“
Fortsetzung folgt