Der heutige Beitrag kommt mit einem Tag Verspätung. Er ist einem der bedeutendsten deutschsprachigen Satiriker gewidmet: Oskar Panizza, der am 28. September 1921 verstarb. Im Folgenden nun eine Theater- bzw. Musik-Kritik von Oskar Panizza, wo sich der Leser nicht nur über die Rechtschreibung wundern wird.
„… das schreit ja Alles gegen den Himmel der Aestetik hinauf! Himmel! es stinkt in diesem Theater, und in allen diesen Samt-Kißen der letztnächtige Schweis, und jetzt noch diese Korsett-Annonsen mit Wallfisch-Einlagen … die ganze Vorstellung kann mir jetzt gestohlen werden … welche Heiserkeit in diesen Akkorden, welche Stimmbandlähmung in diesen Hilferufen, welche Ausgeschrieenheit in diesen Holzbläsern! … Da ist Alles versengt, Alles verbrant, da ist nur noch Asche, nur noch trokner Asfalt und bituminöses Herzklopfen … Gott, welches Aas komt denn da herein? – Welches Aas will denn da jetzt in’s Parkett? – Wir stehen beim Tot eines Helden, und dieses Aas komt vielleicht von irgend einem Five-o’clock-tea, wo es sich von allen Hern abküßen ließ, und will hier ruhig weiterfahren – Alles steht auf! – Es ist zum Opern-Glas-Hinunterschmeißen! … Pst! … Pst … Ja, setzen Sie sich! – Diese koloßale Ungezogenheit! – Diese ganz auserdimensjonale Unverschämtheit!“
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