Bonnie und Clyde im Ordenskleid, alias die Klerikiller, begründeten ihren Bund fürs verbrecherische Leben in einer dritten Mai-Dekade. Alles begann wie folgt:

Herr von Rammelmann saß schnaufend auf der Bettkante. Seine blutunterlaufenen Augen waren gebannt nach vorn gerichtet. Fasziniert verfolgte der schwergewichtige Mann, wie die in schaukelnder Bewegung befindlichen, hinteren Hemisphären des Fräulein Furzilla Stinker sich seinen verschlingenden Blicken langsam und lüstern Richtung Bad entrollten. Herr von Rammelmann schnaufte noch immer, er war gerade glücklich dem Strudel orgiastischer Verzückung entronnen, darin ihn das Fräulein Stinker versetzt hatte. Weder ein Infarkt noch ein apoplektischer Anfall, noch nicht einmal ein Krampf in seinen Storchenwaden hatte seinem Vergnügen Abbruch getan. Herr von Rammelmann befand sich im Zustand seligmachender, sattsamer Zufriedenheit. Noch war das Empfinden der Leere, das Gefühl der moralischen Verkaterung, ja eines gewissen Ekels, das ihn gewöhnlich nach dem vollzogenen außerehelichen Geschlechtsakt befiel, nicht in seinem Bewusstsein aufgetaucht, es ruhte derweil noch in der schlummernden Harmlosigkeit tieferer Schichten.

Herr von Rammelmann empfand einen leicht salzigen Geschmack auf der Zunge, dieser rührte her vom Schweiß seiner jungen Mätresse, den er eben noch gierig aufgeleckt hatte, und der ihm ein ozeanisches Gefühl vermittelte, ein Gefühl von Meeresbrandung und Möwengekreische, von grenzenloser Weite, von Abenteuer, von Freiheit. Von welch grundlegend anderer Beschaffenheit war doch das Salz der Lust, verglichen mit dem Salz aus dem Schweiße körperlicher Fron oder dem bitteren Salz der Tränen, sinnierte Herr von Rammelmann und versuchte, sich noch etwas von jenem Geschmack in seinem Munde zu bewahren. Er lauschte auf das Prasseln des Wassers im Duschbecken und versuchte, sich dabei den nackten Körper seiner um vierzig Jahre jüngeren Konkubine vorzustellen, wie ihre jugendlich straffe Haut unter dem fließenden Wasser verführerisch glänzte und schimmerte. Aber diese Vorstellung vermochte nicht, dass sich sein erschlafftes Glied wieder aufrichtete.

Mechanisch griff Herr von Rammelmann zu einem Glas Wasser, das auf einem Kommödchen neben dem Doppelbett stand, denn es hatte sich eine seltsame Geschmacksnuance unter seiner Zunge eingenistet, die ihm höchst unwillkommen war und die er umgehend wieder loszuwerden trachtete. Seine Finger umklammerten das Glas, wie um sich daran festzuhalten, weiß schimmerten die Knöchel durch die Haut hindurch, weiß verfärbte sich Herrn von Rammelmanns Gesicht, seine Augen wurden glasig und starr. Die Pupillen weiteten sich zu abgründigen Trichtern, darin verblichene Wollust, schwindendes Hochgefühl sowie eine aufkeimende Todesahnung sich in einem entsetzlichen Strudel befanden, dann sekundenschnell abstürzten, um augenblicklich in schierem Terror zu versumpfen. Der massige, unförmige Körper wankte, taumelte noch ein paar Schritte vorwärts und fiel dann schräg vornüber. Das Glas entglitt Rammelmanns krampfartig sich versteifenden Fingern und zerbarst klirrend auf dem Parkett. Der Fallende ruderte noch wie hilfesuchend mit seinen Armen. Vergeblich. Er fand keinen Halt mehr. Den Körper nur mehr auf einem Bein balancierend, knickte Rammelmann mit dem Fuß ein, drehte sich halb um die eigene Achse und stürzte endlich zu Boden, wo er regungslos auf dem Rücken liegen blieb.

Herr von Rammelmann war tot. Mausetot.