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171. Kalenderblatt 20. 06. 2025

Das 171. Blatt des Kalenders für konservative Satire, erlesenen Schwachsinn und groteske Kriminalfälle hat sich aus der Zukunft in die Gegenwart verirrt.

20. Juni 2125! Soeben hat die letzte Glocke ihren Aufruf zu Andacht und Gebet abgebimmelt. Jetzt ist Ruhe im Gebälk. Ungestört kann der Muezzin sein Quäken in den Äther schicken. Und drohend hängt die Sichel des Halbmondes über Europa, bereit für die Mahd, für die Endlösung in der Christenfrage.

Das 172. Kalenderblatt wird voraussichtlich erst am späten Nachmittag veröffentlicht.

170. Kalenderblatt 19. 06. 2025

In diesen Tagen ist viel die Rede von Misswirtschaft, Korruption, Vertuschung und unredlicher Bereicherung im Gesundheitswesen. Maßnahmen wurden und werden getroffen, die von mehr als zweifelhaftem Allgemeinwert, doch unzweifelhaftem persönlichem Wert für korrupte Politiker sind. Unlauterbach kam schon ungeschoren davon, und auf das Spahnferkelessen werden wir wohl auch verzichten müssen. Denn die Schreibstubenwallache und Quotengänse in der aufgeblähten EU-Bürokratie halten schützend die Hand über Korruption und unlautere Bereicherung; aber halten die Hand auf, wenn es ans Eingemachte der Bürger geht. Das blindgetriebene Räderwerk im Reich von der Leyens dient einzig und allein dazu, sich selbst am Laufen zu halten.

Meint Kommissar Zaungast

169. Kalenderblatt 18. 06. 2025

Zaungast reiste gestern vom Paderborner Hauptbahnhof gen Süden. Zug-Ankunft an Gleis 2, fünfzehn Minuten Verspätung. Toilette defekt. Migranten ohne gültige Fahrausweise. Keine Messerattacke! Aber Geisterbahnfahrt! Mitten durch den Galgenwald. 200 Meter hohe Galgen links und rechts der Bahnstrecke. Wiederauflage der Todesurteile. Dafür stehen sie. Die Galgen. Denkt Zaungast. Todesurteil für den deutschen Wald, Todesurteil für eine intakte Natur. Todesurteil für bauliche Ästhetik, Todesurteil für vorgeblich geschützte Vögel, Todesurteil für den allgemeinen Wohlstand, Todesurteil für energiepolitische Vernunft, Todesurteil für … Betriebsstörung! Bei der Bahn. Die Galgen funktionieren wie geölt. Liefern Überschüsse an Strom, der nicht gebraucht wird. Wenn der Wind weht. Liefern keinen Strom, wo er doch gebraucht wird. Wenn der Wind nicht weht.

Zu düster, zu pessimistisch? Na gut, hier noch ein Witz ohne Pointe. Das sind nämlich die besten: ER stand gelangweilt, gegen den Uhrzeigersinn, an der Poststation und wartete auf Niemand. Eine rechte Gerade zuckte IHM aus der Schulter und landete auf der Kinnspitze eines Niemand. Niemand war da. Das war sein Pech. Des einen Pech ist des anderen Glück. So schonte ER seine Fingerknöchel, weil er Niemand traf. „Das nächste Mal nehme ich aber einen Teppichklopfer“, sagte ER. Das Blöken einer Kuh mit Nierenkolik ließ IHN jedoch kalt.

168. Kalenderblatt 17. 06. 2025

Aus Zaungasts Aphorismen-Schatztruhe

Meinungsdiktatur ist der Titel einer totalitären Gesellschaft im Embryonalzustand. Sie lässt bereits erahnen, welch ein Monster sie dereinst gebären wird.

Verdammen wir nicht den Nationalismus! Der Nationalismus ist letztes Refugium und Ausdruck der Individualität angesichts einer immer virulenter werdenden uniformen, ideologisierten Masse. Nationalismus ist historisch gewachsene Vielfalt. Queere Wokeness ist Einfalt.

Der moderne Mensch hat die Zuverlässigkeit seiner Instinkte gegen die Unzuverlässigkeit seines Verstandes eingetauscht.

Der Götz wird beleidigend zitiert, die Elise klimpernd verhunzt. So ehrt das gemeine Volk seine größten Geister.

Es war wohl ein masturbierender Gott, der das Weltall im Urknall erschaffen hat.

Fehlschläge und persönliche Katastrophen sind die Jahresringe des Menschen.

Das von einem absurden Gedanken hervorgelockte Lächeln ist das edelste und vornehmste Lächeln.

Das Flickwerk der EU-Beschlüsse wird zum fliegenden Teppich nach Absurdistan.

167. Kalenderblatt 16. 06. 2025

Klerikiller Gründung (Fortsetzung und Schluss)

Um die ganze Sache etwas abzukürzen: Der heilige Strohsack und die heilige Pistazie fanden schließlich doch zueinander. Und von diesem Tage an war auch ein geheimer Bund geschlossen zwischen dem heiligen Strohsack und der heiligen Pistazie, der sie zu Weggefährten machte auf dunklen, verborgenen und verbrecherischen Pfaden. Zuerst ahnte keiner von beiden etwas von diesem geheimen Pakt. Aber mit der Zeit ging ihnen die Ahnung auf von der Kumpanei, in die sie auf schicksalhafte Weise hineingedrängt wurden. So flüsterte beispielsweise das Stroh auf dem Nachtlager der heiligen Pistazie dem Mädchen über das Medium des Traumes die Gedanken des heiligen Strohsacks ein, später sollten aus bloßen Gedanken dann auch Gedankenbefehle werden; und umgekehrt verriet der Pistazienkern, den der heilige Strohsack in einem Medaillon eingeschlossen auf seinem Herzen trug, die geheimsten Wünsche seiner Kumpanin, übermittelte ihm auch Antworten auf Fragen, die er ihr im Schlaf gestellt hatte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Art der Kommunikation zu absoluter Perfektheit und Zuverlässigkeit, und tolle Dinge sowie spektakuläre Verbrechen sollten später noch daraus erwachsen. Der heilige Strohsack und die heilige Pistazie sollten als die Klerikiller in die Kriminalgeschichte eingehen.

Damit ist die Gründungsphase der Klerikiller beendet. Bevor es weiter geht, bevor Kommissar Zaungast diese Heiligengeschichte mit Profanität besudelt, wollen wir dieses Kapitel nun schließen.

166. Kalenderblatt 15. 06. 2025

Drei Schreckgespenster aus der Besenkammer des bundesrepublikanischen Tollhauses satteln ihre Besen und starten zum Hexenritt ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Besenbeck, Besenbock und Besenbach alias Harbesen, Baerbesen und Lauterbesen. Ein blutsaugerisches, parasitäres, schizophrenes Trio von Totalversagern aus deutschen Landen macht sich auf den Weg, das Evangelium des ‚Neue Besen kehren gut‘ in den Vereinigten Staaten zu verkünden. Eine Gentildonna und zwei Gentilhommes, umweht vom Hauch stupender Frivolität und groteskem Pharisäertum. Wer hat dieses Trio infernale von der Leine gelassen? Wir mögen ja froh sein, dass wir sie los sind, doch die Schatten ihres Wirkens liegen bleischwer über unserem Land. Die Unverfrorenheit, mit der sie nun ihre Ansprüche formulieren, leitet sich einzig und allein aus der schizoiden Dynastie des Größenwahns ab.

Klerikiller (Fortsetzung): Der Teufelsschwanz – fuhr es blitzartig durch seinen Kopf. War denn die verdammte Lügenbrühe, die man ihm damals als Kind in den Schädel getrichtert hatte, immer noch nicht in den unberührbaren Tiefen seiner Seele versickert? Doch nur für eine Sekunde spukte der Gedanke an den Teufel in des Heiligen Kopf, dann griff seine rechte Hand beherzt nach dem Schwanz, zog daran und zerrte einen kreischenden Affen zwischen den beiden Nischenheiligen hervor.

Das Kapuzineräffchen! Unglücksbote und Spion der verhassten Kapuzinermönche! Das Affenbiest schnappte mit den Zähnen nach der Hand des heiligen Strohsack. Dieser ließ erschreckt den Schwanz des Tieres fahren, so dass es sich auf und davon machen konnte. Aufgeregt keifend floh es ins Seitenschiff, da wo die schwarzen Büßerinnen sich versammelt hatten, die in ihren Gebeten und Fürbitten versunken, mit niedergeschlagenen Augen vor dem Beichtstuhl saßen, unter ihnen war auch die heilige Pistazie, was man allein schon an dem herrlichen Duft bemerken konnte, der den gesamten Innenraum der Kirche mit Essenzen beweihräucherte, die nicht von dieser Welt zu stammen schienen.

War es nun die Verlockung dieses Duftes, oder war es ganz einfach Zufall, was den Spion dazu veranlasste, sich ausgerechnet unter den Rock der heiligen Pistazie zu flüchten? Denn entkleiden brauchten sich die Nonnen erst im Beichtstuhl. Wir wissen es nicht. Der Aufruhr aber, der unter den Nonnen entstand, war unbeschreiblich. Es war ein Geflatter und Geflappe sich bauschender Schwarzröcke; ein Gekreische und Gejuche, als wäre der Satan leibhaftig unter die versammelten Nonnen gefahren. Die Ordensfrauen stürmten panikartig aus der Kirche, liefen in völliger Aufgelöstheit ins Freie; ihre schwarzen Kopftücher flatterten waagerecht nach hinten wie vom Winde getragenes Rabengeschwinge; in dem langen, bis auf den Boden reichenden Gefältel der Ordenskleider verfing sich der Wind und blähte und zauste es. Eine große Flatter gab es unter den Nonnen.

Fortsetzung folgt

165. Kalenderblatt 14. 06. 2025

Klerikiller-Mythos (Fortsetzung)

Die Stunde der Beichte war herangerückt. Stumm saßen die bußfertigen Nonnen auf den harten Kirchenbänken und ließen die Perlen des Rosenkranzes durch ihre Finger gleiten. Ihre Lippen formten in kaum wahrnehmbarer Bewegung die Gebetsworte, doch nicht einmal ein Flüstern, nur der sanft ausgehauchte Atem entschwebte in die Stille des Kirchenschiffes.

Der heilige Strohsack hatte gerade die Sakristei verlassen, um seinen Beichtstuhl aufzusuchen, als er auf halbem Wege plötzlich innehielt und mit angehaltenem Atem lauschte … auf ein heiseres Flüstern lauschte. Es klang wie eine Hetzrede; leise, verstohlen, giftig. Der heilige Strohsack schaute nach links, von wo das Geflüster zu kommen schien. Er traute seinen Augen nicht.

Zwei konspirativ dreinschauende Säulenheilige: Der heilige Furunkel und die heilige Latrine, die sich in eine Nische eines der großen Kirchenpfeiler geduckt hatten, schienen miteinander zu tuscheln. Der heilige Strohsack lauschte, ob er denn verstehen könne, was die beiden so miteinander sprachen, was sie sich zu sagen hatten. Sie schnatterten allerdings in einer ihm völlig unbekannten Sprache, mit fremdartigen Lauten, redeten zudem irrsinnig schnell, dass es sich anhörte, als liefe ein Tonband, auf dem Stimmen aufgezeichnet waren, mit viel zu hoher Geschwindigkeit ab.

Dann erblickte der heilige Strohsack in jähem Entsetzen einen geringelten, schwarzbraunen Schwanz, der sich wie der Arm einer Krake um die heilige Latrine gelegt hatte. Der Teufelsschwanz – fuhr es blitzartig durch seinen Kopf.

Fortsetzung folgt.

164. Kalenderblatt

Warten auf den dreisilbigen Distanzruf. Eine Parabel. Samuel Beckett gewidmet.

Sintek hatte Recht gehabt, als er behauptete: Blattschuss. Der heillos zerstrittene Sohn Hektors und sein Akolyth, der haarige Pendler, zogen weite Kreise um die Wüste Eden, zogen auch eine Mauer hoch, verwandelten die Wüste in einen Sandkasten für untote Kinder. Die flirrende Luft spiegelte ihnen eine Vision von unermesslicher Schönheit vor. Aber es war nur ein Pelikan. Sein Name war Botschen. Er sagte: „Ich habe Bauchschmerzen.“ Der haarige Pendler blickte zu Boden. „Da!“ sagte er. Eine fette Karikatur hatte ihre Fußspuren im Sand hinterlassen. Alle warteten sie auf den dreisilbigen Distanzruf. Aber sie wussten nicht, wann er kam, woher er kam, und ob er überhaupt kam. Gegen Mittag fanden sie einen abgebrochenen Ast von einem nicht vorhandenen Baum. Er diente ihnen als Wünschelrute und führte sie zur Quelle der Wahrheit, aus der ätzend Pisse aufstieg.

163. Kalenderblatt 12. 06. 2025

Aus Kommissar Zaungasts Aphorismen-Sammlung

Phlegmatisches Denken verkehrt sich in den daraus resultierenden Handlungsweisen nicht selten in sein Gegenteil und wird cholerisch. Als Beispiel mögen hierfür Politiker dienen. Phlegmatisch im Denken, cholerisch vom Temperament.

Von der Spule ihrer gedankenlosen Torheit läuft ein starkes, festes Tau. Von den Spulen ihres Denkens aber läuft ein Zwirnsfaden. Von der Spule ihres Hochmuts läuft ein Galgenstrick.

Die Gehirnakrobatik des Friedrich Merz: Dem logischen Purzelbaum folgt eine Rolle rückwärts.

Auch über dem Stammbaum der Adelshäuser thront ein Affe.

Das Spießige am Spießbürger ist das Stumpfe seines Denkens.

Man kann bisweilen einen Sinn aus einem Unsinn herleiten. Einen Unsinn aus einem Sinn ableiten, das geht immer.

Der erste Schleudersitz der Geschichte war vermutlich ein Thronsessel.

162. Kalenderblatt 11. 06. 2025

Klerikiller Gründungsmythos (Fortsetzung)

Wenige Wochen nach Schwester Pistaziens Einzug in diesen Hort der Weltabgeschiedenheit, breitete sich im Kloster ein himmlischer Geruch aus. Ein Duft, der ohne Beispiel war, der eine Ahnung vom Paradies anklingen ließ; ein Duft wie von Schuhflickerorangen, von Weihrauch, Myrrhen, Sankt Rochus-Kraut, den erlesensten Parfümen Fabrizio Manikornes, Engelsodem und Hurenschweiß. Dieser Geruch schien direkt von der Novizin Pistazie auszugehen, ihren Poren zu entströmen, ihr Atem war davon geschwängert, ihr Schweiß davon durchtränkt.

Dass diese Nonne ein tiefes Geheimnis in ihrem Wesen barg, das ahnte Pater Spagatius alias der Heilige Strohsack schon lange, noch bevor sie diesen paradiesischen Geruch ihren Poren entströmen ließ. Vielleicht witterte ja sein Unterbewusstsein ihren vergifteten Heiligenschweiß. Jedenfalls wahrte er lange Zeit vorsichtige Distanz zu dieser verlockend geheimnisvollen Person.

Doch der Drang, sich ihr zu nähern, sie endlich zu besitzen, zu beherrschen – körperlich und geistig – der wucherte wie geiles Urwaldgestrüpp, gärte in seinem Inneren wie Hefe. Er erwog, den von ihr ausgehenden himmlisch-seraphischen Geruch als Teufelswerk zu brandmarken und zu verdammen, um sich ihrer dann zu bemächtigen, aber aus den Tiefen seines Unbewussten reckte sich ein warnender Zeigefinger steil in die Höhe und gebot ihm unmissverständlich Halt. Der Mönch war in einer Aufgewühltheit, wie er sie in seinem neuen umgekrempelten Dasein noch nie erlebt hatte, er zweifelte am Sinn seiner Verwandlung, trieb nun beinahe jede Woche den Teufel aus einer Nonne, ein schales Vergnügen, denn es zog ihn zu exquisiteren Formen der Lust hin, zu durch frisches, blaues Blut geadelten Praktiken. Es gelüstete ihn auch plötzlich wieder zu töten, seine Rolle als Exorzist mochte das Verlangen lange Zeit unterdrückt haben, jetzt brach es wieder aus ihm hervor. Jetzt, wo eine rätselhafte Schranke sich zwischen seinen despotischen Willen und dem auserkorenen Gegenstand seiner Begierden gesenkt hatte. Entweder, es gelang ihm bald, diese Schranke niederzureißen, beziehungsweise zu durchbrechen, oder er würde gezwungen sein, dem Wildbachrauschen in seinen Adern zu folgen, das den Blutdurst der inneren Bestie längst aufs Neue geweckt hatte.

Fortsetzung folgt

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