Gründungsmythos Klerikiller (Fortsetzung)
F. Stinker fühlte sich schuldig am Tode dreier Männer. Alle drei waren sie ihre Liebhaber gewesen, alle drei hatten eine stürmische Liebesnacht mit ihr verbracht und waren kurz darauf plötzlich und unerklärlich verstorben. Ihre Körper gingen in einer verwunderungswürdigen Übereilung des Nicht-Abwarten-Könnens in schleichende, nein schleunigste Verwesung über, was natürlich aufs Stärkste die Neugier, oder vornehmer ausgedrückt: die Wissbegier der Pathologen, Toxikologen und Gerichtsmediziner erregte. Die Zeitspanne, in der diese drei Todesfälle sich ereigneten, belief sich gerade einmal auf vier Wochen, eine an sich doch recht lange Zeit, legt man den großen Verschleiß an Liebhabern zugrunde, der dem hochwohlgeborenen Fräulein Stinker einen, aus Sicht des Familienrates betrachtet, zweifelhaften Ruf eingetragen hatte. Allerdings hatte diese lebenslustige junge Dame ihre Freier zuvor noch nie bis in den Tod verschlissen. Auch die Polizei um Kommissar Zaungast zeigte ein verständliches Interesse an den mysteriösen Todesfällen, alle drei Leichen wurden in konzertierter Kumpanei mit den oben genannten Wissenschaftlern mehrfach obduziert, einbalsamiert, tiefgekühlt, seziert, mumifiziert, schließlich verbrannt, die Asche chemisch analysiert, dann ab in die Urne, Stöpsel drauf und der Friedhofserde übergeben. Dies alles aber, ohne dass der Anfangsverdacht eines Verbrechens sich erhärtet oder bestätigt hätte, wiewohl letzte Zweifel dabei nicht ganz ausgeräumt werden konnten. Furzilla aber entschloss sich des Rätsels Lösung eines nachts in einem denkwürdigen Traum, in einer von Gott gesandten Vision, wie sie glaubte. Gott hatte sie auserwählt und dazu bestimmt, künftig das Dasein einer Heiligen zu führen. Zu diesem Zwecke hatte er ihren Schweiß, nur den, der aus den Quellen fleischlicher Lust gespeist wurde, vergiftet. Und ihre letzten drei Liebhaber hatten fatalerweise von ihrem Schweiß geleckt, woran sie auch elendig verreckten. Das glaubte zumindest Furzilla Stinker. Das war für sie der ausschlaggebende Grund, ihrem bisherigen Lebenswandel zu entsagen, der Schwesternschaft und später vielleicht sogar der Gemeinschaft der Heiligen beizutreten. So begab sie sich eines schönen Tages in das Kloster der rabenschwarzen Büßerinnen. Der Abschied von zu Hause, von ihren Freunden, fiel ihr nicht sonderlich schwer, da sie eine Berufung in sich spürte, die weit über jedes normale Maß von Frömmigkeit und Relgiosität hinausging.
Fortsetzung folgt demnächst
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