War das nun Blasphemie gestern in Zaungasts Jahreskalender, den Heilsbringer der Christenheit als Stehaufmännchen zu bezeichnen?

Bedenkt man, dass Blasphemie noch bis weit in das zwanzigste Jahrhundert hinein mitten im aufgeklärten Europa als eine Straftat angesehen und dementsprechend geahndet wurde, darf man sich über religiösen Fundamentalismus in anderen Regionen unserer Welt gar nicht wundern.

Gesetzt den Fall, es gibt gar keinen Gott, dann ist der Begriff Blasphemie an sich schon gegenstandslos. ‚Aber es gibt auf jeden Fall die Idee eines Gottes‘ mag man einwenden. Gewiss, aber kann eine Idee beleidigt werden? Gewiss nicht, allenfalls der Mensch als Träger der Idee.

Gesetzt den Fall, Gott existiert tatsächlich, dann ist die Vorstellung von Blasphemie sogar noch weitaus absurder, denn Gott kann man weder lästern noch beleidigen, man kann ihn nicht einmal denken, er befindet sich jenseits all dessen, was sich in eine Vorstellung bannen lässt. So wird der Begriff Blasphemie vollends ad absurdum geführt. Gott steht jenseits dessen, was sich lästern lässt!