Wiederum ist ein Blatt aus der Zukunft in diesen Kalender hineingeweht. Ein Blatt aus dem Jahre 2084 vom 13.April. Es behandelt den Begriff und die Definition der Kultur im Jahre 2084.

General Gomorrah wies den Piloten an, höher zu gehen. Die Nase des Helikopters neigte sich ein wenig aufwärts und die stählerne Libelle schraubte sich bis auf eine Höhe von circa 600 Fuß hoch.

„Gigantisch“, murmelte General Gomorrah verzückt. Die riesige Zeltstadt war in ihren Ausmaßen selbst aus dieser Höhe nicht zu überblicken. Gleich riesigen, mit Planen bedeckten Spargelbeeten erstreckten sich die in nord-südlicher Richtung verlaufenden Zeltreihen von Horizont zu Horizont. Nur wenn man gen Westen oder gen Osten schaute, konnte man eine Begrenzung dieser gewaltigen Zeltstadt erahnen. Wie viele Menschen mochten die Zelte beherbergen? Selbst General Gomorrah hatte davon keine genaue Vorstellung. 100 Millionen vielleicht? 200 Millionen? Oder noch mehr?

General Gomorrah lächelte. Die Morgenröte einer neuen Geistigkeit, die aus nachtversunkenen Kratern tumben Wahndenkens emporgestrahlt war, hatte sich auf sein Gesicht gelegt. Hass war die Essenz dieses Denkens. Hass auf alles Lebende, Hass auf das Leben selbst. Der General hatte die bitteren Früchte des Hasses schon längst bis auf den letzten Tropfen ausgepresst und ihren berauschenden Saft getrunken, der sein Denken bis auf den Grund vergiftet hatte, denn General Gomorrah war ein Produkt der künstlichen Intelligenz.

Es war seine Zeltstadt da unten, seine Menschen. Menschen ohne Namen, ohne Charaktereigenschaften; numeriert, standardisiert, digitalisiert. Menschenkulturen in Zeltstädten wie Virenkulturen in der Petrischale. Die digitale Revolution hatte auf ganzer Linie gesiegt.