In der Gerüchteküche dampfen die Töpfe, klappern die Deckel, wenn auch nicht koordiniert. Und auch die Schwaden, die den Töpfen entschweben, riechen alle unterschiedlich. Wo pendelt sich der Wendehals Friedrich des Gernegroßen letztendlich ein? Das wird die große Frage sein, die kommende Woche zur Beantwortung ansteht.
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Tag der offenen Tür im Grünen Haus
Das Grüne Haus war ein großes, quadratisches, mehrgeschossiges Gebäude. Hinter der grünen Fassade verbarg sich ein Gruselkabinett cäsarischen Größenwahns, sodomistischer und pädophiler Verirrungen, mit dem ganzen Prunk, der ganzen Dekadenz des im Abstieg begriffenen alten Roms. In sinn- und zwecklosem Tun schufteten Kinder und Sexsklaven im Dienste grüner Utopien und Verirrungen Tag und Nacht im Grünen Haus, bekamen ausschließlich vegane Kost verabreicht und als Nachtisch eine Droge nach Wahl. Und manchmal gab es einen Stiel ohne Eis.
Mehr dazu gibt es demnächst in der Kriminalgroteske ‚Zaungast und die Herrschaft der Ampelaner‘ zu lesen.
Am 24. Januar 1776 wurde der Dichter, Musiker und Maler E.T.A. Hoffmann geboren. Wer, wenn nicht Hoffmann hätte einen Platz in diesem Kalender des Skurrilen verdient!? Denn für Hoffmann existierte neben der realen Welt noch eine weitere Welt, ein Reich des Skurrilen, des Grotesken, in welche er seine Geschichten, seine Charaktere ansiedelte. Aber auch er selbst lebte teilweise in dieser Welt, bezeichnete sich als Spalanzanische Fledermaus (siehe 12. Kalenderblatt). Aber nicht nur die Spalanzanischen Fledermäuse, auch der Urdarbrunnen bzw. die Urdarquelle gehört dieser geheimnisvollen Welt an.
Aus der Urdarquelle schöpft man, in Hoffmanns eigenen Worten: „die wunderbare, aus der tiefsten Anschauung der Natur geborene Kraft des Gedankens, seinen eigenen ironischen Doppelgänger zu machen, an dessen seltsamlichen Faxen er die seinigen und – ich will das freche Wort beibehalten – die Faxen des ganzen Seins hienieden erkennt und sich daran ergötzt.“ Als Maler hatte er sich – wen wundert es – der Karikatur verschrieben.
Neben der Urdarquelle, die die hoffmannsche Fantasie speiste, gab es noch eine weitere Quelle, die mitverantwortlich dafür war, dass sich das Rad seiner Fantasie schneller drehte. Das war der Alkohol, dem er ausgiebig zusprach. Zu Hoffmanns Ehrentag passt dann auch, dass man heute, am 24. Januar, den Tag der Bierdose feiert. Ohne Scherz, in Teilen der USA zelebriert man heute den Beer Can Appreciation Day.
Auszug aus einem Brief Kommissar Zaungasts an den Scherzkanzler, den mit dem Buddha-Grinsen, dem Nachfolger der Erzkanzlerin. (In Briefen an höher gestellte Personen oder Behörden befleissigte sich Kommissar Zaungast eines geschraubten Stils, den er selbst als ‚den Achat stelzen‘ bezeichnete.)
Scherzkanzlerische Exzellenz, leihet mir endlich ein horchsam Ohr. Tragt endlich Sorge, dass nicht das Land der Willkür muselmanischer Fremdlinge anheimgegeben wird. Übel geziemt es sich für diese, unserer Heimat über Gebühr ihre Anwesenheit aufzunötigen. Verweigert ihnen endlich das Übermaß an fürsorgender Obacht, und sucht Euch der Unbilden, die jene uns verursachen, alsbaldigst zu entledigen. Regentschaftet endlich in wohlweislicher Um- und Weitsicht. Lasst nicht Gutmenschgejaule noch Pfaffengewinsel Kriterien Eurer Entscheidungshoheit werden. Ein Vorschlag, der, so ich leider gewiss bin, Eures herrschaftlichen Wohlwollens ermangeln wird.
Die Schnecke ohne Kopf. (siehe 18. Kalenderblatt)
Der Morgen eines 22. Januars, ein Morgen unseligen Erwachens, brachte es an den Tag. Der Morgen kam im grauen Nebelgewand, dem Brautschleier des Grauens. Zwei große runde, leuchtende Augen bohrten sich durch den Nebel. Es waren die Scheinwerfer eines Busses, prall gefüllt mit einer Fleischmasse dicht an dicht stehender Menschen, eine auf Rädern rollende Menschenwurst mit einer Pelle aus Glas und Metall. Es waren zumeist Kinder und Jugendliche, die sich im Bus drängten, Kinder auf ihrem Weg zu einer jener staatlichen, kommunalen oder privaten Verblödungsanstalten, die sich Schulen nannten.
Es schien unerklärlich, warum der Bus plötzlich ungebremst in die Zapfsäulen einer Tankstelle hineinraste. Er ging sofort in Flammen auf. Der Fahrer und 66 Schülerinnen und Schüler starben. Auf den letzten Metern des Weges, den der Bus genommen hatte, fand man eine eklige Schmierschicht, die den Asphalt verschleimt hatte. Die Laboruntersuchungen ergaben, dass es sich bei der Substanz um Schneckenschleim handelte. Das Verderben hatte sich in die Stadt eingeschneckt. Kommissar Zaungast und Herr Schwanz setzten daraufhin ihre Spürnasen auf die Fährte der Schnecke ohne Kopf.
21. Januar 2025! 75. Todestag George Orwells, eines Sehers und Visionärs, der statt in eine Glaskugel vermutlich in eine Ampel geschaut hat. Nur mit dem Jahr 1984 lag er etwas daneben.
Ach ja, dann haben die Vereinigten Staaten von Amerika auch noch einen neuen Präsidenten bekommen.
Ein Appell Zaungasts an die Wahlkämpfer: Politiker aller Parteien bescheinigen den Wählern gern, dass sie mündige Bürger sind und die hohlen Versprechungen und dreisten Lügen der jeweils anderen Parteien durchschauen können. In Wahrheit glauben sie das natürlich nicht. Sie sind vielmehr der Überzeugung, dass es sich bei mindestens 80% der Bürger um Schafsköpfe handelt, die entsprechend erzogen und auf den richtigen Weg geleitet werden müssen.
Tatsächlich unterliegen die meisten Wähler Stimmungen, den Gezeiten, dem Mond, den Sonnenwinden. Das Denken delegieren sie an diverse Medien, an Gurus, an Pferdeflüsterer, deren Denken aber ebenfalls in den Spurrillen eingefahrener Schablonen gefangen ist.
Zaungast fordert: Sagt ihnen die Wahrheit, sagt den Wählern, dass ihr 80% von ihnen als unmündig erachtet. Niemand wird es euch verübeln, im Gegenteil, die Bürger werden euch in der überwältigenden Mehrheit zustimmen, denn ein jeder wird sich selbst zu den anderen 20% zählen.
Die Leser dieses Kalenders gehören selbstverständlich einer einsamen Elite an.
Die U-50 IQ-Party war ein voller Erfolg. Selbst die Veranstalter zeigten sich überrascht von der hohen Teilnehmerzahl.
Unheimliches geschah an einem 18. Januar
Arhythmisch, von den kalten Fingern des Grauens umfasst und zusammengepresst, schlug das Herz der Nacht und pumpte vergiftetes Blut durch die Lebensadern der Stadt. Die Nachtmahr hatte eine Brut geworfen, auf die sie zwar stolz sein konnte, vor der es ihr aber heimlich auch graute. Ein Ungeheuer von verbrecherischer Omnipotenz, eine Mordbestie unvorstellbarer Grausamkeit, eine tausendköpfige Hydra des Terrors von brünstigem, unersättlichem Wesen duckte sich in die Schatten der Nacht und lauerte auf den Tag … die Schnecke ohne Kopf!
Im Regierungsviertel wurden seltsame Schleimspuren entdeckt. Man klassifizierte sie zunächst als Schmiermittel, mit denen korrupte Politiker ihre krummen Geschäfte zu besiegeln pflegten. Ein fataler Irrtum, wie sich wenige Tage später herausstellen sollte. Ein unvorstellbares Böses hatte sich der Zentralstadt angeschneckt.
Über den ersten Coup der Schnecke ohne Kopf berichten wir am 22. dieses Monats in diesem Kalender.
Ein Nachschlag zum aktuellen Geschehen: Wahlkämpfer schwärmen aus wie die Bienen im Frühling. Ihr Lächeln ist plakativ wie die Plakate, die unsere Dörfer und Städte verunzieren, ist verlogen wie ihre Rede. Ein Reiseschriftsteller, der sein Buch veröffentlicht, bevor er die Reise überhaupt angetreten hat, ist immer noch glaubwürdiger als ein Politiker, der eine Wahlkampfrede hält.
Morgen schleimt sich die Schnecke ohne Kopf in diesen Kalender hinein.