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100. Kalenderblatt 10. 04. 2025

Zehnter April 1877. Der Geburtstag Alfred Kubins, dem wir dieses Blatt widmen wollen. Bekannt vor allem als Illustrator phantastischer Literatur wie beispielsweise der Werke Edgar Allan Poes, hat er auch selbst einen bedeutenden Beitrag zum literarischen Surrealismus beigesteuert. Den Roman ‚Die andere Seite‘. Hieraus nun ein paar bemerkenswerte Zitate daraus:

„Ihnen entgegenkommende Menschen verdoppelten oder vervielfachten sich, wurden zu Ansammlungen! Sie hoben die Beine, um über eingebildete Hindernisse hinweg zu schreiten, tasteten sich auf allen vieren den Boden entlang, stets vor sich einen Abgrund wähnend.“

„Sie lallten nur noch, konnten sich nicht mehr verständigen, sie hatten das Vermögen der Sprache verloren. Fast alle waren nackt, die robusteren Männer stießen die schwächeren Weiber in die Aasflut, wo sie, von den Ausdünstungen betäubt, untergingen. Der große Platz glich einer gigantischen Kloake, in welcher man mit letzter Kraft einander würgte und biß und schließlich verendete. Aus Fensterlöchern hingen die starren Leiber entseelter Zuschauer, deren gebrochene Blicke dieses Königreich des Todes spiegelten.“

„Auf den Boden ausgestreckt, kam mir die Leiche bedeutend länger vor, aber zu meinem Schrecken wuchs sie noch immer – ruckweise, knackend, wie aus einem geheimen Kraftüberschuß.“

„Wie ich erfahren habe, opferte er im Namen des Traumvolkes der Sumpfmutter und verband sich aufs neue mit ihr – in Mysterien, in denen Blut und Geschlecht besonders bedeutsam waren. Ein alter Tempelspruch ‚Auf Blut steht Wahnsinn‘ war in Erfüllung gegangen.“

Kubin beschreibt einen untergehenden Staat, der in seiner Düsternis, in seiner chaotischen Irrwitzigkeit das 1984 von George Orwell deutlich in den Schatten stellt. Und damit ist auch wieder der Bogen in die heutige Zeit geschlagen.

99. Kalenderblatt 09. 04. 2025

Neunter April 2025, der Tag des Einhorns. National and international unicorn day.

Das Einhorn, des (nicht nur) deutschen, romantischen Spießers Wunderhorn. Aus dem Dunkel des Märchenwaldes getretenes Fabelwesen von erhabener Großartigkeit. Die exquisiteste Form natürlicher Grazie, die Vollkommenheit ästhetischen Ausdrucks, das edelste unter den Fabeltieren.

Oder doch eher der Phallus der Machtgeilheit? In der Heraldik nämlich stellt das Einhorn ein Symbol der Macht dar. Bei den alten Ägyptern drückte es die Herrschaft über die Welt aus. Mit seinem spiralförmig gedrechselten Horn hat das Einhorn die Seelen vieler zeitgenössischer Politiker aufgespießt. Dort zappeln sie wie die Beute eines Neuntöters an einem Dornbusch in ihrer unersättlichen Machtgier. Wie Kommissar Zaungast es schon gestern in diesem lehrreichen Kalender formuliert hatte: Der Mensch hat keine Macht, die Macht hat den Menschen.

98. Kalenderblatt 08. 04. 2025

Das Gerangel um die Macht zeigt sich dieser Tage besonders deutlich in der Verhandlungsführung von Friedrich Merz, der scheinbar all seine Wertvorstellungen und Überzeugungen seinem Machtstreben unterordnet.

Ein jeder, der vom Streben nach Macht beherrscht wird, sei er Politiker, Gewerkschaftsfunktionär oder Vorstand eines großen Unternehmens, ist bestrebt oder sogar gezwungen, gewisse Grenzen, an die seine Macht zwangsläufig einmal stoßen wird, zu überschreiten; er wird also irgendwann vorstoßen ins Unsoziale, ins Unmoralische und Unsittliche, früher oder später auch ins Ungesetzliche; sein Machtstreben wird schließlich faustische Züge annehmen. Die Gesetze der Macht fordern und befördern dies unerbittlich. Deshalb sind diese Leute auch alle korrupt und käuflich. Alle! Keinem von ihnen gestehe ich zu, sich auf die berühmte Ausnahme berufen zu dürfen.

Das alles Entscheidende jedoch ist, dass der Mensch keine Macht hat, die Macht hat ihn. Sie beherrscht sein Reden, sein Tun, sein Denken.

97. Kalenderblatt 07. 04. 2025

Heute ist Montag, der siebte April 2025. Folglich war gestern Sonntag. Tatorttag. Aber eigentlich ist mittlerweile jeder Tag ein Tatorttag, sowohl im ARD-Fernsehen als auch auf den Straßen, wo die Messer gewetzt werden. Im Fernsehtatort sind die Mörder in der Regel üble, rechtsradikale Gesellen. Kampf gegen Rechts auch in der Fernsehunterhaltung. Aber was will man vom ÖRR auch anderes erwarten? Die Fernsehkommissar:innen, wie es auf Fernsehdeutsch heißt, kämpfen aber nicht nur gegen rechtsradikale Schurken, sondern auch mit eigenen, laienhaft diskutierten Problemen psychischer Natur. Menschelnde Kommissar:innen, linke Gutmenschen eben.

Kommissar Zaungast ist in seiner Art völlig konträr dazu. Ein Donald Trump unter den Kommissaren: Unberechenbar, erratisch, gewalttätig. Ein Beispiel: In einer wahren Zerstörungsorgie fegen Kommissar Zaungast und seine Handlanger von der paramilitärischen Baustelle durch die Pattstraße und terrorisieren die Anwohner. Bis eine große Mauer (auch in den Köpfen) ihnen Einhalt gebietet. Aber wen oder was suchen sie dort überhaupt? In welcher Angelegenheit ermitteln sie? Auch für den Leser ist das eine kaum zu knackende Nuss.

Ein Hinweis vom Rückseitentext der Kriminalgroteske ‚Zaungast ermittelt in der Pattstraße‘: Auf Geheiß Kommissar Zaungasts graben und schachten die vierschrötigen, hünenhaften und gewalttätigen Rüpel von der paramilitärischen Baustelle eingangs der Pattstraße. Tagaus, tagein. Ihr Auftrag: In den Tiefen des geheimen Vermutlochs nach dem schaurigsten und geheimsten aller Geheimnisse zu fahnden.

96. Kalenderblatt 06. 04. 2025

Aus Zaungasts Aphorismen-Sammlung

Der ins Exil gegangene Schriftsteller unterzeichnet seine Regimekritik mit seiner Tinte, der daheim in der Diktatur verbliebene unterzeichnet sie mit seinem Blut. In Anbetracht neuester Entwicklungen und Gesetzesvorhaben erhebt sich die Frage, wann es auch bei uns so weit kommen wird.

Erfolgreiche Politiker berufen sich auf das Votum des Wählers, Bestsellerautoren auf das Votum des Lesers. Die Herrschaft der Quote. Niederdrückend.

Der Klapperschlange begegne ich mit Respekt, der Äskulapnatter mit Missstrauen.

Worin besteht in erster Linie das Tun all jener selbsternannten Hüter der Freiheit? In dem, was alle Hüter tun, im Einpferchen, Bevormunden und Reglementieren.

Wir setzen den Adler oder den Löwen in unsere Familienwappen und verleugnen unsere engsten Verwandten: den Affen, die Ratte und das Schwein.

So manch eine Adlerfeder, die sich über einem Spatzenhirn erhebt.

Die globale Erwärmung macht viele betroffen. Von der globalen Verdummung sind viele Betroffen.

Toleranz ist das Tor, durch das die unzivilisierte Horde der Intoleranten sich den Zutritt in eine Gemeinschaft erkämpft.

95. Kalenderblatt 05. 04. 2025

„Dein Schatten weicht eher von Dir als ich!“ So sprach die Anarchie zur Vielfalt und reckte einen Isis-Finger in die Höhe. „Doch nicht jede Kartoffel aus deutscher Scholle möchte im kunterbunten Salat der Vielfalt aufgehen oder durch den Fleischwolf der Anarchie gedreht werden. Suchen wir uns also besser noch einen Fürsprecher.“

Und willig machte sich die Einfalt zum Advokaten der Vielfalt.

94. Kalenderblatt 04. 04. 2025

Die Statistik zur Kriminalitätsentwicklung, die vor ein paar Tagen veröffentlicht wurde, erhitzt die Gemüter. Die vielen kleinen Fische stehlen Hecht und Hai die Show. Sie sammeln und organisieren sich unter der fahlen, jedoch bisweilen todbringenden Sichel des muselmanischen Halbmonds. Allein ihre schiere Menge verleiht ihnen bereits Macht. Diese Macht wächst ständig. Nur das Schleppnetz eines rigorosen Gegensteuerns wird diese Macht noch eindämmen können. So sieht es Kommissar Zaungast.

Als Kriminalist sieht sich auch Zaungast als Fischer, als Menschenfischer wie der Apostel Petrus. Doch Zaungasts Fischgründe liegen im Trüben, meist dort, wo sich die kleinen Fische tummeln. Zaungast würde gewiss lieber die Großen in die Pfanne hauen, doch der Gesetzgeber stellt keine Pfannen zur Verfügung, die groß genug wären, auch die großen Fische zu verbraten. Nicht, dass es keine solche Pfannen gäbe, doch die Justiz benötigt diese, um unbescholtene Bürger in die Pfanne zu hauen.

Besonders gern Hand anlegen würde er an den kapitalen Tintenfisch Staat, dessen Polypenarme mittlerweile bis in die intimsten Sphären seiner Bürger hineintentakeln, dessen Saugnäpfe den Bürger schröpfen durch Abgaben, Gebühren, Steuern und immer grotekere Maßnahmen, und der als Vernebelungsstrategie seine Tinte verspritzt, die allerdings immer durchsichtiger wird. Aber scheinbar haben das noch immer nicht alle gemerkt.

93. Kalenderblatt 03. 04. 2025

Am dritten April 1971 zeigte ein Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga die erste Rote Karte. Ausgerechnet in einem Spiel, das eigentlich auf größtmögliche Harmonie schließen ließ. Eintracht Frankfurt spielte gegen Eintracht Braunschweig. Das Spiel dauerte 90 Minuten.

In der Politik dauert das Spiel in der Regel vier Jahre, und der Wähler ist der Schiedsrichter. Warum darf der erst die Rote Karte ziehen, nachdem das Spiel bereits vorbei ist?

92. Kalenderblatt 02. 04. 2025

Alle Jahre wieder! Die beiden großen Amtskirchen beklagen im Frühjahr ihren Mitgliederschwund. Wen wundert es? Früher, eventuell auch noch heute, zelebrierten sie in ihren Klöstern und Internaten die Pontifickalien, nun biedern sie sich linken Polit- und Ökospontifexen an, statt sich der Spiritualität zu widmen.

„Schämt euch!“ sagt Kommissar Zaungast.

91. Kalenderblatt 01. 04. 2025

Aus Kommissar Zaungasts Sprichwörter-Schatztruhe:

Man soll den Tag nicht vor dem Unglück loben.

Wem Allah will rechte Gunst erweisen, den schickt er an die deutsche Grenz.

Wer die Wahl hat erntet die Qual.

Stimmen in die Urne werfen = Perlen vor die Säue werfen.

Die Lüge spielt immer die erste Geige.

Der Mensch ist aller Laster Anfang.

Und als Aprilscherz passend zum heutigen Tag: CDUler Mund tut Wahrheit kund.

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